Einleitung: Der Kampf um das Tierwohl
Am 30. September 2025 erregte eine Pressemitteilung des Vereins gegen Tierfabriken (VGT) große Aufmerksamkeit: Die als „Ackerschweine“ bekannten Brüder Hubmann aus Niederösterreich sorgten in Brüssel für Aufsehen. Die Brüder, die sich für eine artgerechte Tierhaltung starkmachen, stehen im Mittelpunkt eines hitzigen Streits um die Zukunft der landwirtschaftlichen Tierhaltung in Österreich und der EU.
Die Hubmanns: Pioniere der artgerechten Tierhaltung
Die Brüder Hubmann betreiben einen innovativen landwirtschaftlichen Betrieb in Niederösterreich. Ihr Konzept: Schweinehaltung im Freien, in eigens dafür errichteten Zelten auf dem Acker. Diese Methode steht im scharfen Kontrast zur konventionellen Schweinehaltung auf Vollspaltenböden, die in Österreich weit verbreitet ist. Solche Böden bestehen aus Betonplatten mit Spalten, durch die Kot und Urin der Tiere abfließen können, wodurch eine kostengünstige Reinigung möglich ist. Diese Haltungsmethode wird jedoch stark kritisiert, da sie das natürliche Verhalten der Tiere stark einschränkt und zu gesundheitlichen Problemen führen kann.
Ein System unter Druck
Trotz ihrer Erfolge sehen sich die Hubmanns mit erheblichen bürokratischen Hürden konfrontiert. In ihrer Heimat wird ihre innovative Haltungsmethode nicht nur nicht unterstützt, sondern aktiv behindert. Die Behörden drohen regelmäßig mit der Räumung ihrer Schweinehaltung, was nicht nur für die Brüder, sondern auch für viele Unterstützer unverständlich ist.
Politische Unterstützung gefordert
Der Besuch der Hubmanns in Brüssel war Teil einer größeren Initiative, die politische Unterstützung für tierfreundlichere Landwirtschaftsformen gewinnen soll. Unter dem Titel „Farmers’ Voices: Animal Welfare Success Stories to Inform Fair EU Policy Reform“ trafen sich Landwirte aus ganz Europa, um ihre Erfahrungen auszutauschen und für eine Reform der EU-Agrarpolitik zu werben.
Die EU-Agrarpolitik im Fokus
Die gemeinsame Agrarpolitik der Europäischen Union (Common Agricultural Policy, CAP) bildet den Rahmen für die Subventionierung und Regulierung der Landwirtschaft in den Mitgliedsstaaten. Kritiker bemängeln, dass die CAP oft tierunfreundliche Praktiken fördert, während innovative und nachhaltige Modelle wie die der Hubmanns kaum Unterstützung erhalten.
- Subventionen: Derzeit fließen erhebliche Summen in die konventionelle Landwirtschaft, was die Einführung neuer, tierfreundlicher Methoden erschwert.
- Regulierung: Strenge Vorschriften und bürokratische Hürden machen es kleinen Betrieben schwer, ihre innovativen Konzepte umzusetzen.
Die Rolle Österreichs in der Debatte
Österreich spielt in dieser Debatte eine besondere Rolle. Das Land ist bekannt für seine alpinen Landschaften und eine Landwirtschaft, die auf Qualität setzt. Doch gerade in der Tierhaltung gibt es noch viel Luft nach oben. Der Fall Hubmann zeigt exemplarisch, wie innovative Ansätze durch starre Strukturen behindert werden können.
Ein Vergleich mit anderen Bundesländern
Ein Blick über die Grenzen Niederösterreichs hinaus zeigt, dass es auch anders geht. In der Steiermark etwa gibt es bereits Pilotprojekte, die auf Freilandhaltung setzen und von der Landesregierung unterstützt werden. Diese Projekte könnten als Vorbild für ganz Österreich dienen.
Die Auswirkungen auf die Bürger
Für die Bürger bedeutet dieser Konflikt nicht nur eine Auseinandersetzung um Tierwohl, sondern auch um die Qualität der Lebensmittel. Fleisch von Tieren, die artgerecht gehalten werden, gilt als qualitativ hochwertiger und gesünder. Zudem hat die Art der Tierhaltung direkte Auswirkungen auf die Umwelt, da Freilandhaltung oft mit einer besseren Bodenqualität und weniger Umweltbelastung einhergeht.
Expertenmeinungen
Experten sind sich einig, dass eine Reform der Agrarpolitik dringend notwendig ist. Dr. Petra Bauer, Agrarwissenschaftlerin an der Universität Wien, erklärt: „Die Förderung artgerechter Tierhaltung ist nicht nur ein ethisches Gebot, sondern auch eine Notwendigkeit für die Nachhaltigkeit unserer Landwirtschaft.“
Ein Blick in die Zukunft
Die Diskussion um die „Ackerschweine“ der Hubmanns ist ein Symbol für den größeren Kampf um die Zukunft der Landwirtschaft. Wird es gelingen, die politischen Weichen so zu stellen, dass innovative und nachhaltige Modelle gefördert werden? Die kommenden Monate und Jahre werden entscheidend sein.
Potenzielle Entwicklungen
- Reform der EU-Agrarpolitik: Eine stärkere Förderung von nachhaltigen und tierfreundlichen Methoden könnte die Landwirtschaft grundlegend verändern.
- Unterstützung auf nationaler Ebene: Österreich könnte durch eine gezielte Förderung innovativer Projekte eine Vorreiterrolle in Europa einnehmen.
- Bewusstseinswandel bei den Verbrauchern: Je mehr Menschen über die Vorteile artgerechter Tierhaltung informiert sind, desto größer wird der Druck auf die Politik, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.
Fazit: Ein Kampf, der uns alle betrifft
Der Fall der Hubmanns ist mehr als nur ein lokaler Streit. Er steht für die grundlegenden Fragen, wie wir in Zukunft Landwirtschaft betreiben wollen und welchen Stellenwert das Tierwohl in unserer Gesellschaft einnimmt. Die kommenden Entscheidungen in Brüssel und Wien werden zeigen, ob die „Ackerschweine“ ein Modell für die Zukunft oder ein Opfer der Bürokratie bleiben.