Ein Versprechen auf wackeligen Pfeilern
Seit über 15 Jahren ist die Sanierung der Donaubrücke bei Mauthausen ein heißes Eisen in der oberösterreichischen Landespolitik. Ursprünglich 1962 als Stahlkonstruktion auf Betonpfeilern errichtet, sollte sie längst durch eine neue, parallele Brücke ersetzt werden, um Verkehrsbehinderungen zu vermeiden. Doch nun steht fest: Im Sommer 2028 wird die Brücke für drei Monate vollständig gesperrt, um den Austausch zu ermöglichen. Die Leidtragenden? Vor allem die Pendler, die täglich auf diese Verbindung angewiesen sind.
Ein drohendes Verkehrschaos
Die geplante Totalsperre bedeutet für viele Pendler einen enormen Umweg von bis zu 80 Kilometern täglich, was je nach Verkehrslage zu zwei zusätzlichen Stunden auf der Straße führen kann. Laut aktuellen Berechnungen nutzen täglich 22.000 Fahrzeuge die Brücke – eine Zahl, die die Dimension des Problems verdeutlicht. „Für manche Beschäftigte ist dann die derzeitige Arbeitsstelle nur mehr mit hohen Zusatzkosten und einem enormen Zeitaufwand zu erreichen“, warnen die Präsidenten der Arbeiterkammern Andreas Stangl und Markus Wieser.
Kostenexplosion durch politische Untätigkeit
Die Untätigkeit der Politik hat nicht nur zu Verzögerungen, sondern auch zu einer dramatischen Kostenexplosion geführt. Die ursprünglich 2017 geschätzten Kosten von 124 Millionen Euro sind mittlerweile auf 230 Millionen Euro gestiegen. Oberösterreich und Niederösterreich teilen sich die Kosten, jeweils 50 Prozent. Dennoch blieben vergleichbare Projekte wie die Sanierung der Westbahnbrücke in Vöcklabruck ohne größere Probleme.
Politische Versprechen und ihre Tücken
Bereits 2010 hatte der damalige Verkehrslandesrat Hiesl den Baustart versprochen. Landeshauptmann Stelzer ließ 2017 verlauten, dass ein Baustart 2024 ohne monatelange Sperre erfolgen sollte. Doch nun steht fest, dass die Sperre erst nach den nächsten Landtagswahlen erfolgen wird, ein Umstand, der bei vielen Pendlern für Unmut sorgt. „Das ist ein hausgemachtes Debakel der oberösterreichischen Landespolitik“, kritisiert AK-Präsident Andreas Stangl.
Die Stimme der Betroffenen
Auch die Betriebsräte der betroffenen Unternehmen schlagen Alarm. Anton Affengruber von der Firma Habau Hoch- und Tiefbau GmbH betont: „Für unsere Firma ist das eine Katastrophe. Gut 100 Mitarbeiter, die pendeln, sind betroffen.“ Eva-Maria Hackl ergänzt: „Die geplante Totalsperre stellt unsere Belegschaft vor große Herausforderungen.“ Die Unternehmen und die gesamte Region leiden unter den Verzögerungen, was zu Fachkräfteverlust, höheren Transportkosten und sinkender Wettbewerbsfähigkeit führt.
Forderungen nach Lösungen
Die Arbeiterkammer fordert konkrete Maßnahmen, um das drohende Chaos abzufedern:
- Erhöhung der Bus-Kapazitäten auf den Ausweichstrecken
- Erhöhte Taktfrequenz auf der Bahnstrecke und Shuttlebusse von den Betrieben zu den Bahnhaltestellen
- Flexible Arbeitszeitmodelle wie Vier-Tage-Woche oder Ausbau von Gleitzeitmöglichkeiten und Homeoffice
- Abgeltung der zusätzlichen Kosten in Zeit und Geld in Form einer Kilometer-Abhängigen Pendlervergütung
- Freifahrt auf allen öffentlichen Verkehrsmitteln für die Dauer der Sperre
Ein Blick in die Zukunft
Die geplante Sperre der Donaubrücke Mauthausen könnte zu einem Paradebeispiel für Infrastrukturversagen werden, wenn nicht bald gehandelt wird. Experten befürchten, dass ohne zügige und gut durchdachte Maßnahmen Tausende von Pendlern täglich im Stau stehen werden. „Die Menschen, die täglich zur Arbeit pendeln, dürfen nicht länger die Leidtragenden politischer Untätigkeit sein“, fordert Gernot Lehenbauer von CNH Industrial Österreich GmbH.
Ein Symbol für Verbindung und Trennung
Die Diskussion um die Donaubrücke sollte nicht von Einzelinteressen dominiert werden. Sie muss sich an den Anforderungen der Region und ihrer Menschen orientieren. Die Brücke könnte ein Symbol für Verbindung sein – zwischen Bundesländern, zwischen Menschen und zwischen Wirtschaftsräumen. Eine moderne, sichere und zukunftsfähige Brücke würde nicht nur die Region stärken, sondern auch ein klares Zeichen für nachhaltige Infrastrukturpolitik setzen. Doch es ist höchste Zeit, dass die Stimmen der Vielen gehört und ernst genommen werden.
Bleibt zu hoffen, dass die Verantwortlichen endlich die nötigen Schritte einleiten, um das drohende Chaos abzuwenden und die Brücke als das zu erhalten, was sie sein sollte: Eine Verbindung zwischen Menschen und Regionen, nicht ein Hindernis auf dem Weg zur Arbeit.