Einleitung: Der tragische Niedergang der Dörfer
Am 1. Oktober 2025 wird das Landleben in Österreich in den Fokus gerückt, wenn ORF 1 und ORF ON mit einer Reihe von Dokumentationen und Formaten an den Start gehen, die das Thema Dorfsterben und Landflucht beleuchten. Die Serie beginnt mit der provokanten Frage „Wenn das Dorf stirbt“ und erforscht das Schicksal vieler ländlicher Gemeinden, die mit leerstehenden Geschäften und geschlossenen Wirtshäusern kämpfen. Doch was sind die Ursachen dieses tragischen Phänomens und gibt es Hoffnung für die Zukunft?
Hintergründe und Ursachen des Dorfsterbens
In vielen Teilen Österreichs, wie in den Bundesländern Kärnten, Steiermark und Niederösterreich, ist das Dorfsterben ein alarmierendes Problem. Historisch gesehen waren Dörfer das Herzstück der ländlichen Wirtschaft und Kultur. Sie boten nicht nur Wohnraum, sondern waren auch Zentren für Handel, Bildung und soziale Interaktion. Doch in den letzten Jahrzehnten hat sich das Bild drastisch verändert.
Ein Hauptfaktor ist die Landflucht. Junge Menschen ziehen in die Städte, um bessere Bildungs- und Berufschancen zu nutzen. Laut einer Studie des Österreichischen Instituts für Raumplanung hat die Landflucht in den letzten 20 Jahren um 30 % zugenommen. Die verbleibende Bevölkerung altert, und ohne junge Familien, die neue Impulse setzen, sterben die Dörfer langsam aus.
Der wirtschaftliche Aspekt
Die wirtschaftlichen Auswirkungen sind erheblich. Geschlossene Geschäfte und Wirtshäuser führen zu einem Rückgang der lokalen Wirtschaft. Ein Beispiel ist das Dorf Tiffen am Ossiacher See, wo die Schließung der Volksschule nicht nur die Bildung, sondern auch die Gemeinschaft beeinträchtigt hat. Ähnliche Szenarien spielen sich in anderen Regionen ab, wie in Jagerberg in der Steiermark, wo ein traditionsreiches Wirtshaus keinen Nachfolger findet.
Die Sehnsucht nach dem Landleben
Doch trotz dieser düsteren Aussichten gibt es eine gegenläufige Bewegung: den Wunsch vieler Städter nach einem einfacheren, naturnahen Leben. Diese Sehnsucht ist nicht neu und hat in den letzten Jahren durch die Pandemie und die damit verbundene Möglichkeit des Homeoffice einen Aufschwung erlebt.
„Viele Menschen träumen davon, der Hektik der Stadt zu entfliehen und ein Leben im Einklang mit der Natur zu führen“, erklärt der Soziologe Dr. Hans Meier. „Die Herausforderung besteht darin, diesen Traum in die Realität umzusetzen, ohne die wirtschaftlichen und sozialen Herausforderungen zu ignorieren.“
Neue Jobs, neues Leben: Der mutige Schritt in eine neue Zukunft
Ein Lichtblick in dieser Situation sind die Geschichten von Menschen, die den Sprung wagen und sich beruflich neu erfinden. Das ORF-Format „Neuer Job – Neues Leben“ zeigt solche inspirierenden Lebenswege. Maria Radziwon zum Beispiel, eine ehemalige Volksschullehrerin, hat sich entschieden, Bio-Bäuerin zu werden und den Hof ihrer Großeltern im Kärntner Mölltal wiederzubeleben. Ihre Geschichte ist ein Beispiel für den Mut und die Entschlossenheit, die nötig sind, um neue Wege zu gehen.
Von der Stadt aufs Land: Ein mutiger Neuanfang
Maria ist nicht allein. Auch Bernhard Semmler, der von einem Tech-Mitarbeiter zum Tantra-Masseur wurde, und Simon Müllner, der den Krankenpflegerberuf gegen das Winzerhandwerk eintauschte, zeigen, wie vielfältig die Möglichkeiten sind. Solche Lebensentscheidungen sind nicht nur mutig, sondern auch inspirierend für andere, die ähnliche Träume hegen.
„Diese Geschichten zeigen, dass es möglich ist, seine Berufung zu finden und gleichzeitig einen positiven Beitrag zur Gemeinschaft zu leisten“, sagt der Regisseur der Reihe, Simon Schennach. „Es ist ein Aufruf, den eigenen Träumen zu folgen und die Herausforderungen anzunehmen.“
Die Rolle der Gemeinschaft und der Politik
Eine entscheidende Rolle bei der Rettung der Dörfer spielt die Gemeinschaft. In vielen Orten haben sich Bürgerinitiativen und Vereine gebildet, die aktiv gegen den Verfall ankämpfen. In Fehring in der Steiermark zum Beispiel hat sich die Dorfgemeinschaft erfolgreich gegen die Abwanderung gestemmt und das Dorfleben wiederbelebt.
Auch die Politik ist gefragt. Förderprogramme für ländliche Regionen und Anreize für junge Familien, auf dem Land zu bleiben oder zurückzukehren, sind notwendig. „Es braucht abgestimmte Maßnahmen auf kommunaler und nationaler Ebene, um das Landleben attraktiv zu machen“, meint Bürgermeisterin Anna Berger aus Niederösterreich. „Nur so können wir den Trend umkehren und die Dörfer zukunftsfähig machen.“
Zukunftsausblick: Hoffnung für die Dörfer
Die Zukunft der Dörfer hängt von vielen Faktoren ab, doch es gibt Grund zur Hoffnung. Die wachsende Anzahl von Menschen, die bereit sind, neue Wege zu gehen und sich für ihre Gemeinden zu engagieren, ist ein positives Zeichen. Mit Unterstützung der Politik und innovativen Ideen können Dörfer nicht nur überleben, sondern auch florieren.
Abschließend bleibt zu sagen, dass das Dorfsterben kein unausweichliches Schicksal ist. Es liegt in der Hand jedes Einzelnen, durch Mut und Engagement einen Unterschied zu machen und das Leben auf dem Land wieder attraktiv zu gestalten. Die Dokumentationen auf ORF sind ein wichtiger Schritt, um das Bewusstsein für dieses Thema zu schärfen und einen Dialog über die Zukunft der ländlichen Regionen in Österreich zu beginnen.